Weil Sprache Stimme braucht
 und die eigene Stimme Sprache

Papillon

Es erzählte einst ein weiser Mann,

Dass Wahrheit gar so nah bei Lügen sich befinde

Und dass das Leben nicht sein könne,

Ohne das Leiden und die Qualen,

Da die Menschen sonst vergessen,

Was das Diesseits lebenswert

und unvergänglich zeichnet.

 

Ich denke dabei immer an den einen,

Der sich befreit aus dem Gefängnis, das er sich selbst gewoben.

Dieser scheint ganz wohlgemut und ohne Fesseln,

Dahinzuschweben ohne Grenzen.

Aber einmal in der Welten Bann gezogen,

Darf auch er nicht unendlich hier auf Erden weilen.

 

Es ist sein Schicksal zu verkörpern

Die Freiheit und des Lebens Blüten.

Und doch begleitet ihn auf seinen luftigen Wegen

Stets eine unsägliche Melancholie,

Die geschrieben von des Lebens Feder,

Ihn zu einem Sterblichen erweckt.

 

Berührst du auch nur kurz Zeit

Und möge der Moment, dem eines Wimpernschlags gleichen,

Seine zarten und doch so farbenfrohen Flügel,

Zerstörst und lähmst du für immer,

Was dich doch stets erinnert an die Grenzenlosigkeit deines Seins.

 

Er scheint dich zu verführen

In die weiten Täler und die tiefen Schluchten,

Die so fern in deinen Träumen sich verstecken.

Er erzählt dir vom ewigen und unergründlichen Murmeln der Meere,

Weiss, was sonst niemand ausser ihm zu sehn versteht,

Sieht die Dinge, dich anderen noch verborgen bleiben müssen.

 

Kann es sein, dass ein zartes Wesen,

Feen gleich und voller Magie,

Einfach und schutzlos über jede Wiese gleitet

Und so allzu leicht zur Beute wird

Von unachtsamen, besitzsüchtigen Gestalten

 

So stark und doch so zerbrechlich,

So frei und doch so unachtsam nah dem ewigen Gefängnis.

Der Zauber, der sich um den Beschriebenen windet,

Wird auch bald schon mit ihm Schwinden.

Dass erstehen und erblühen darf von Neuem,

Was allgemein bekannt ist unter dem Namen Leben.